Intelligence-Led Policing – Von der reaktiven Polizeiarbeit zur Prävention


Intelligence-Led Policing als mögliches Beispiel dafür, wie sich die Polizeiarbeit entwickelt. 

ILP ist ein innovatives Modell, welches ermöglicht viele kleine Fragmente zu einem besseren Bild zusammenzusetzen. Dies in unterschiedlicher Granularität , d.h. für die strategische, operative und taktische Ebene der Polizeiarbeit in den verschiedenen Feldern der Kriminalität.




Zuerst wurde ILP in England eingeführt, vor allem zur Bekämpfung von schwerwiegenden Folgen des organisierten Verbrechens. Vielversprechende Ergebnisse in den letzten Jahren haben die Strafverfolgungsbehörden veranlasst, die auf Information abgestützte und proaktive Methode auf alle Bereiche der Polizeiarbeit auszuweiten.

Als umfassendes Geschäftsmodell konzentriert sich ILP auf die systematische Sammlung und Bewertung von Daten und Informationen. Durch einen definierten Analyseprozess entstehen evidenzbasierte Analyseprodukte, welche als Grundlage für Entscheidungen der strategischen und operativen Ebene dienen. 

Zwei Herausforderungen der heutigen Strafverfolgung sind die ständig wachsende Komplexität und der transnationale Charakter der Kriminalität, sowie eine erhöhte öffentliche Nachfrage nach finanzieller Effizienz, d.h. "mehr Leistung für weniger Geld". Das ILP-Modell begegnet diesen Herausforderungen mit der Bereitstellung einer auf «Intelligenz» basierenden Priorisierung der Arbeitsschritte und Zuweisung der verfügbaren Ressourcen im Einklang mit den festgelegten Prioritäten.

Pragmatische Werkzeuge zur Implementierung in die tägliche Polizeiarbeit sind: 
  • die proaktive strategische Planung
  • die operative Durchführung von Aktionsplänen
  • sowie Instrumente zur Bekämpfung der schweren und organisierten Kriminalität 

Zudem ist ILP im gesamten Kontext ein wirksames Instrument zur Bekämpfung von Terrorismus, gewalttätigem Extremismus und Radikalisierung.

Kriminalitätsanalysen bekommen in der ILP eine größere Bedeutung. Dies erfordert verbesserte und manchmal neue analytische Fähigkeiten und Kompetenzen innerhalb der Polizeiorganisation. Der proaktive, vorausschauende Fokus von ILP hängt auch von der Strafverfolgung ab.

Führungskräfte wissen, wie sie mit Analysten zusammenarbeiten und analytische Produkte einsetzen können und dieses Wissen dann in ihrer Entscheidungsfindung und Planung einfliesst. Bei der Einführung und Umsetzung von ILP sollte man sich deshalb auf die Vorbereitung und Schulung der Führungskräfte auf oberer und mittlerer Ebene konzentrieren.

Es braucht für eine erfolgreiche Umsetzung auch grundlegende kulturelle Änderungen: von der Haltung «Wissen ist Macht» zu der Notwendigkeit «Wissen zu teilen». Der Stellenwert von Analysesoftware, analytischen Datenbanken und erfahrene Analytiker nimmt zu. Notwendige organisatorischen Strukturen, welche ILP unterstützen, müssen geschaffen werden.

Damit ILP effektiv funktioniert ist man auf eine ständige Rückmeldung und Bewertung der Intelligence-Produkte angewiesen. Eine ständige Überwachung und Qualitätskontrolle des gesamten Modells ist von grundlegender Bedeutung und muss in die Praxis eingebettet sein.

Die uneingeschränkte Verpflichtung aller Strafverfolgungsbehörden zur Erhaltung und Einhaltung der Menschenrechte und Datenschutz bei der Implementierung von ILP werden immer wieder betont. Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Daten und Informationen muss streng nach den geltenden nationalen Gesetzten erfolgen.

Quelle: OSCE Guidebook Intelligence-Led Policing, Wien 2017

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